KREIS STEINFURT: Die „Wirtschaftsvereinigung Steinfurt“, kurz WVS, zählt heute mehr als 350 Mitgliedsunternehmen. „Gemeinsam sind wir stark“ lautet das Credo dieser Gemeinschaft. Der regionalen Wirtschaft ein Gesicht, eine Stimme zu geben, sich zu positionieren und dabei Kontakte mit Behörden, Behörden, Kammern, Gewerkschaften und Politikern zu knüpfen war von Anfang an entscheidender Beweggrund. Wie weit reichen die Wurzeln? Welche Meilensteine ließen den Zusammenschluss zur schlagkräftigen Institution wachsen?
Bild 6: Während der Corona-Phase trafen sich WVS-Mitglieder im virtuellen Raum.
Meilensteine
Historisch betrachtet begann die Geschichte der WVS im Jahr 1918. Der Aufschwung der deutschen Industrie und Wirtschaft während der Kaiserzeit fand durch den Ausbruch des I. Weltkrieges sein Ende. Als die bewaffneten Auseinandersetzungen 1918 überstanden waren gründete sich ein „Verein der Textilindustriellen von Rheine Stadt und Amt Rheine zu Rheine“. Gegenüber der Vorkriegszeit stagnierte die wirtschaftliche Entwicklung und schon damals erwies sich der Zusammenschluss im Verein als zukunftsweisende Strategie. 1968 erwuchs daraus der „Verein der Textilindustrie e.V. Rheine“. Nächste Station war nur zwei Jahre später der „Verein der Rheiner Industrie e.V.“
Industrievereins-Gründer Karl Düsterberg, hier auf der Feier zum 40-jährigen Bestehen der WVS 2012, war eine Lichtgestalt der regionalen Wirtschaft im Kreis Steinfurt. (Foto: Rainer Nix)
1972 hob Karl Düsterberg (1917 – 2014), Kaufmann mit Leib und Seele, den „Industrieverein Steinfurt“ aus der Taufe. Düsterberg, 1958 Gründer der Karl-Düsterberg KG, später „apetito AG“, war ein innovativer Geist und revolutionierte mit seinen Tiefkühl-Konzepten die Fertigmenü-Branche. Als immer mehr Unternehmen aus den Bereichen Dienstleistung und Handel dem Verein beitraten, einigte man sich 1999 auf den Namen „Wirtschaftsvereinigung Steinfurt“. Seit 2003 werden verstärkt auch Jung-Unternehmer*innen aufgenommen. Sie schätzen die WVS ganz besonders, denn der Beitritt optimiert vom Start weg ihre Erfolgschancen.
Das gemeinsame Gespräch wie hier bei den Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der WVS im Jahre 2012, war schon immer ein Baustein des Wachsens. (Foto: Rainer Nix)
Heute laufen die Fäden der WVS bei Geschäftsführer Heiner Hoffschroer und der Vorstandsvorsitzenden Claudia Börgel zusammen. „Die Chancen, die durch gute Kommunikation, Vernetzung und Vertretung gemeinsamer Interessen entstehen, kennen wir nicht erst seit Etablierung des Internets“, betont Hoffschroer, der sich für den regen Austausch innerhalb der Unternehmenswelt des Kreises Steinfurt engagiert. Über den eigenen Tellerrand schauen, sich vernetzen, immer am Puls der Zeit bleiben, all das gehört zum „Handwerkszeug“ zeitgemäßen Managements. „Bei uns kommen Unternehmer*innen mit vergleichbaren Herausforderungen und ähnlichen Interessenlagen zusammen, um neue Kontakte zu knüpfen, und einen individuellen Nutzen für das eigene Unternehmen zu generieren“, bringt es der Geschäftsführer auf den Punkt. Der Branchenmix ist ausgewogen, hochkarätige Global-Player inklusive. Die Vereinigung tritt mit neuen Ideen, aber auch durch konstruktive Kritik als wichtiger Impulsgeber auf. Gemeinsamer Einkauf bietet finanzielle Vorteile.
In 2019 gab Geschäftsführer Werner Stegemann (rechts) den Staffelstab an seinen Nachfolger Heiner Hoffschroer weiter.
2009 zog die WVS in das „Wirtschaftskontor“, idyllisch gelegen am Heiliggeist-Platz mit direkter Nachbarschaft zur Ems, um. Seit 2019 befindet sich die Geschäftsstelle in der Ems-Galerie am Kettelerufer 22.
Akademie
Ein Highlight der Entwicklung war in 2009 die Gründung der WVS-Akademie, die mittlerweile zur „Mittelstand Akademie Münsterland e.V.“ geworden ist. Inhaltlich steht den WVS-Mitgliedern ein breit gefächertes Weiterbildungsangebot zur Verfügung. Dazu gehören Seminare, Workshops, Inhouse-Schulungen und Klausurveranstaltungen mit Übernachtung. Seit 2014 gehören der Personalentwicklungsverbund, ein wertvolles Tool der Personalarbeit, sowie auch das gesellige Spargelessen dazu.
Potenzial wird ausgeschöpft
Der Kreis Steinfurt, flächenmäßig zweitgrößter Kreis in Nordrhein-Westfalen, ist eine Region mit überdurchschnittlichem Wirtschafts-Potenzial, das im Laufe der Jahrzehnte deutlich voranschritt. Ein halbes Jahrhundert lang fördert und vernetzt die WVS leistungsstarke, vorwiegend mittelständisch orientierte Unternehmen. Zahlreiche „Global-Player“ gehören dazu, der Branchenmix ist insgesamt ausgewogen. Die Vereinigung bringt neue Ideen ein, ist aber auch mit konstruktiver Kritik ein wichtiger Impulsgeber. Die Bandbreite aktueller Herausforderungen wächst. Als Damoklesschwerter schweben Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie, die Frage der Nachhaltigkeit, Bürokratismus, Fachkräftemangel, Lieferkettengesetz oder die ungewisse Nachfolge alteingessener Unternehmen über der deutschen Wirtschaft. Flexible Veranstaltungsformate erlauben es, Zeichen der Zeit zu deuten und im Dialog Lösungsstrategien zu entwickeln. Die WVS forciert ständig neue Chancen unternehmerischen Austauschs. Dazu gehören in Präsenz und virtuell Früh- und Spätschichten mit Bürgermeistern des Kreises Steinfurt, Mittagsmeetings, Netzwerktreffen, spannende Talks mit Politkern über aktuelle Themen und mehr. Das Themenspektrum ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Jeder Event, in welchem Umfeld auch immer, animierte die Unternehmer*innen des Kreises Steinfurt zum regen Austausch.
Vorstandsvorsitzende: Geschäftsführer:
1972 – 1975: Karl Düsterberg 1972 – 1979: Gerd Fuchs
1976 – 1977: Franz Tacke 1980 – 1985: Hr. Dreiner
1978 – 1980: Dr. Alex Rolinck 1986 – 1988: Dr. Schlenkermann
1981 – 1985: Dr. Alfred Hovestadt 1989 – 2018: Werner Stegemann
1986 – 1988: J. Plumhoff seit 2019: Heiner Hoffschoer
1989 – 1992: Dr. B. Windhoff
1993 – 1996: German Rieping
1997 – 2000: Franz-Jörg Wulf
2001 – 2004: Dr. Manfred Konietzko
2005 – 2006: Claus Umbreit
2007 – 2012: Dr. Manfred Konietzko
2013 – 2016: Frank Asche
seit 2017: Claudia Börgel