Energieversorgung, Nachhaltigkeit und Personal sind Topthemen im Mittelstand
Spannende Gespräche mit Unternehmer und Unternehmerinnen vor Ort führen zur Zeit Varvara Leinz (WESt), Heiner Hoffschroer (WVS) und Stefan Adam (TAFH). Das Trio besucht unterschiedlichste Betriebe im Kreis Steinfurt, um mit den Entscheidungsträgern gemeinsam die aktuellen Fragestellungen zu erörtern. Egal ob es dabei um Fördermöglichkeiten, die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule oder um‘s Netzwerken und Kontaktvermittlungen geht. Viele Themen stehen branchenunabhängig bei fast allen Gesprächen auf der Liste: Energiepreise und Versorgungssicherheit, Arbeitskräftemangel oder Nachhaltigkeit und Digitalisierung, um nur einige zu nennen. Andere Themen sind wiederrum firmenspezifisch, wie z.B. die Milchpreisentwicklung oder die Versorgungssicherheit mit speziellen Zukaufteilen.
Beim ersten Besuch in Westerkappeln bei der Confiserie Rabbel konnte Christian Rabbel sein Unternehmen eindrucksvoll präsentieren. Der Unternehmer stellte beim Rundgang stolz seine erfolgreichen Auszubildenden vor und verwies auf seine Bemühungen, weg vom Gas zu kommen. „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Öfen laufen. Wenn kein Gas geliefert wird, dann eben mit Strom. Das natürlich am liebsten von der eigenen Flächen-PV-Anlage. Nur so einfach ist das leider nicht!“, so der Geschäftsführer der Confiserie. Das Thema Nachhaltigkeit treibt ihn sowohl unternehmerisch als auch privat intensiv um.
Einblicke in die Produktion bei der Confiserie Rabbel
Beim Top Logistiker NOSTA in Ladbergen wurde deutlich, wie viele unterschiedlichste Themen gleichzeitig angepackt werden können und müssen. Hier ist eine deutliche Tendenz weg vom „Standard-Logistiker“ mit Paletten und Gabelstapler hin zum Full-Service-Dienstleister mit Geschäftsfeldern wie Consulting oder E-Commerce zu erkennen. „Wir gehen diesen Weg aktiv mit und können dabei auf unsere wertvollste Ressource zurückgreifen, die wir haben – unsere Mitarbeitenden“, so Marcus Thoben, der als Geschäftsführer bei NOSTA Themen wie Organisationsentwicklung sowie People & Culture verantwortet.
Marcus Thoben (l.), Varvara Leinz und Heiner Hoffschroer (r.)
Nach starken Einbrüchen im Messebau bedingt durch die Pandemie hat das Team von VOMO aus Laer den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Von Laer aus in die ganze Welt, so könnte ein Slogan lauten, denn das Unternehmen beliefert mit Messewandsystemen u. a. die „Art Basel“, eine der führenden Kunstmessen, die global zu sehen ist. Auch wenn der Alltag der größte Innovationskiller ist, so Jan Voß, Geschäftsführer bei VOMO, arbeitet er mit seinem Geschäftsführerkollegen Klemens Mormann jeden Tag parallel auf vielen Baustellen daran, noch etwas besser zu werden. Eine relevante Frage, die die beiden Geschäftsführer beschäftigt, ist, wie der Betrieb auch künftig Mitarbeiter erfolgreich akquirieren und halten soll.
Heiner Hoffschroer (l.), Jan Voß, Varvara Leinz und Klemens Mormann (r.) in der Produktionshalle des Unternehmens
In Neuenkirchen wurde deutlich, was die Preissteigerungen am Energiemarkt für einen Betrieb wie die Privatmolkerei Naarmann bedeuten. „Wir bekommen täglich eine große Menge Rohmilch angeliefert und müssen diese verarbeiten. Da wäre ein Lieferungstopp für Gas der absolute Supergau!“, so Claus Naarmann. Ein Austausch auf regionaler Ebene zu der Frage, wie Betriebe Erdgas ersetzen können, findet er wichtig in der aktuellen Situation. Um Personal zu finden, setzt der Unternehmer vor allen Dingen auf eigene Ausbildung im Betrieb. Auf dem freien Markt lassen sich Fachkräfte nur sehr schwierig finden. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten am unternehmerischen Erfolg entscheidend mit, gefühlt müssten alle jedoch eher mehr arbeiten als weniger. Den Ruf nach einer 35 Stunden und/oder 4 Tage Woche hält er für gefährlich. „Das könnte auf lange Sicht die Grundlagen unseres Wohlstands in Deutschland gefährden“ resümiert er als Geschäftsführer der Privatmolkerei.
Claus Naarmann (l), Varvara Leinz und Heiner Hoffschroer vor dem Gebäude des Unternehmens
Auch die beiden Geschäftsführer Gerhard Spreckelmeyer und Rainer Faste von der Spreckelmeyer GmbH aus Lengerich stehen vor außergewöhnlichen Aufgaben. Das Maschinenbauunternehmen bekommt Liefertermine für dringend benötigte Zukaufteile, insbesondere aus dem Elektronikbereich, von über einem Jahr genannt. Durch besondere Vereinbarungen mit unseren Kunden konnten dennoch Aufträge realisiert werden. Liefertermine für Maschinen können nicht verbindlich zugesichert werden. Mit Kunden und Lieferanten arbeiten wir weiter an zufriedenstellenden Lösungen. Die Nachfrage und der Auftragsbestand im Maschinenbau, Automation und Robotik sind bei uns mehr als zufriedenstellend, so Gerhard Spreckelmeyer. Wir blicken optimistisch nach vorne, es stehen mehrere, innovative Projekte an, ergänzt Rainer Faste.
Varvara Leinz, Gerhard Spreckelmeyer (1.v.l), Rainer Faste und Heiner Hoffschroer (r.) vor einer Maschine, die darauf wartet, endlich ausgeliefert zu werden
Als Gewinnerin der Pandemie bezeichnet Christiane Fels die Gartenbau-Branche. 2020 und 2021 waren sehr gute Wirtschaftsjahre für den Betrieb aus Westerkappeln. Der Krieg in der Ukraine hat in diesem Frühjahr jedoch alles verändert. Die Geschäftsführerin wartet gespannt auf den Herbst. Trotz der Herausforderungen, die mit der volatilen Kundennachfrage verbunden sind, macht ihr die Arbeit im Familienbetrieb jeden Tag sehr viel Spaß. „Das liegt an unseren tollen Mitarbeitern und dem Teamgeist“, weiß die Baumschulchefin zu berichten. „Und wenn ich mal keine Lust auf Papierkram habe, dann gehe ich vor die Tür und bin gleich inmitten der Pflanzen und blühenden Blumen, das ist doch toll, oder?!“ ergänzt sie augenzwinkernd. Auch die Baumschule Fels beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Zum einen geht es da natürlich um Bäume, die dringend benötigt werden um den Klimawandel abzupuffern. Zum anderen hat das Thema Wasser im Verkaufsbereich und auf den Produktionsflächen einen sehr großen Stellenwert. Zur Zeit wird deshalb die gesamte Bewässerungsstrategie des Betriebes auf die sehr effiziente, wassersparende Tropfenbewässerung umgestellt.
An einem heißen Julitag zu Besuch bei Christiane Fels in der Baumschule
Im Gespräch mit der Inhaberin des Geschäfts Salzling aus Mettingen wurde deutlich, dass der klassische stationäre Handel sich aktuell ebenfalls mit Trends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit intensiv auseinandersetzt und, dass das Thema Online-Marketing eine wichtige Baustelle ist. Die Geschäftsführerin, Christine Beck, freute sich zu hören, dass es eine Reihe von Unterstützungsangeboten für Handelsbetriebe gibt, die das Thema Digitalisierung angehen. Ein Beispiel dafür ist das kostenlose Beratungsangebot der Digitalcoaches des Handelsverband Nordrhein-Westfalen e.V.
Die ersten Besuche bei Unternehmen vor Ort haben deutlich gezeigt, wie bunt und vielfältig der Kreis ist. Die Wirtschaft hat aber auch viele Herausforderungen zu bewältigen. Daran möchten die Kreis-Wirtschaftsförderung und die Wirtschaftsvereinigung mit konkreten Hilfestellungen anknüpfen. Insbesondere die vielfältigen Fördermöglichkeiten bei verschiedensten Investitionsprojekten konnten dabei von Varvara Leinz immer wieder praxisnah vorgestellt werden. „Rufen Sie uns vor solchen Projekten gerne an, das kann sich sehr lohnen“, ergänzt die Mitarbeiterin im Unternehmensservice und weist auf die kostenfreie Fördermittelberatung der WESt hin. Auch das Thema regionale Vernetzung spielt eine immer wichtigere Rolle. Wissen, was der Nachbar macht und auf dem kurzen Dienstweg Lösungen finden oder Kooperationen angehen wird von den Betrieben sehr geschätzt. „Wir als WVS versuchen die regionale Wertschöpfung zu stärken und die Fragestellungen der Betriebe im Kreis Steinfurt zu bündeln. Gemeinsam geht vieles besser“, ist Hoffschroer überzeugt.
Haben auch Sie Interesse an einem Austausch mit der WESt und der WVS, dann melden Sie sich bei einem der Akteure. Informationen und Kontaktmöglichkeiten dazu unter https://westmbh.de oder www.wvs-steinfurt.de.
Betriebe, die bereits besucht wurden: