Das Thema ist nicht neu, doch gewinnt es bis zum Jahr 2030 höchste Brisanz: Fachkräftemangel in der Wirtschaft. In acht Jahren ist jeder fünfte Arbeitnehmer bereits aus dem Berufsleben ausgeschieden, wie eine Prognose der Arbeitsagentur zeigt. Die Wirtschaftsvereinigung Steinfurt (WVS) machte die Problematik zum Thema des digitalen „Mittags-Meetings“. Im Fokus stand Fachkräftegewinnung und –entwicklung mittels Aus- Fort und Weiterbildung. Die Bandbreite der Branchen, mit der höchsten Anzahl von Beschäftigten, die das Rentenalter bis 2030 erreichen, ist groß. Sie reicht vom verarbeitenden Gewerbe (9239) über das Baugewerbe (2137) bis hin zur Sparte Erziehung und Unterricht (1220). Der Fachkräftemangel führt auf die Dauer unweigerlich zum Arbeitnehmermangel.
WVS-Geschäftsführer Heiner Hoffschroer begrüßte in der „Woche der Ausbildung“ vom 14. bis 18. März Anke Hermeling, Teamleiterin Arbeitgeberservice bei der Agentur für Arbeit, Rheine. „Es gibt in jedem Jahr bundesweit eine Woche zum Thema Ausbildung, das bedeutet eine Woche Programm unter verschiedenen Aspekten und Themenbereichen“, so Hermeling. Wie wird dem Kräftemangel entgegen gesteuert?
Viele Möglichkeiten bietet die Beschäftigtenförderung nach dem Qualifizierungschancengesetz. Jedes Unternehmen bietet für die Einstellung vor Arbeitskräften spezielle Voraussetzungen, die herausgearbeitet werden müssen. Unternehmer sollten in den Reihen ihrer Belegschaft schauen, bei wem Potential erkennbar ist. Welche Beschäftigten zeigen die Eignung zur Weiterbildung? Falls Unsicherheiten auftreten, berät die Agentur detailliert. „Mitarbeiter*innen von heute für die Aufgaben von morgen weiter zu qualifizieren, ist das Gebot der Stunde“, so die Teamleiterin. Auch ältere Bewerbergruppen sollten mit einbezogen werden, da sie oft hilfreiche Erfahrungswerte einbringen können. Die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen ist ein weiterer Faktor, der Beachtung finden sollte. Unverzichtbar ist auch die Fachkräfteeinwanderung. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass der Verbleib in der entsprechenden Region für diese Menschen attraktiv wird bzw. bleibt“, rät Hermeling.
Eine der Agentur-Kampagnen lautet „Zukunftsstarter“. Angesprochen sind gering qualifizierte Arbeitnehmer*innen im Alter von 25 bis 34 Jahren ohne verwertbaren Berufsabschluss. Bis 2025 sucht die Arbeitsagentur 120000 Zukunftsstarter. Angeboten wird diesem Personenkreis eine Umschulung möglichst in betrieblicher Form, eine berufsanschlussfähige Teilqualifikation und die Vorbereitung auf eine Externenprüfung.
Die Agentur möchte Arbeitgeber dabei unterstützen, durch den Aufbau von Fachkräften wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben. Beratungen beim Arbeitgeberservice gibt es gebührenfrei unter der Servicenummer 0800 4 5555 20. Für die regionale Wirtschaft steht in der Agentur für Arbeit in Rheine Ina Kamp unter der Telefonnummer 05971 930 121 beratend zur Verfügung. Nach dem Qualifizierungschancengesetzt gibt es eine breite Palette finanzieller Fördermöglichkeiten. Dazu gehören unter anderem die Übernahme von Lehrgangskosten, von Berufsschulgebühren sowie der Kosten für Arbeitskleidung und Nachhilfeunterricht. „Fortbildungs- und Beschäftigtenförderungs-Entscheidungen sind immer sehr individuell“, betont Anke Hermeling, „daher muss immer der Einzelfall betrachtet werden.“
(Text und Foto: Rainer Nix)