Die Feldfrüchte auf den Äckern stehen gut. Warmes Herbstwetter lässt die Sonnenblumen an den Feldrändern leuchten. Die Erntemaschinen verrichten ihre Arbeit.
Also: Alles gut in der Landwirtschaft?
„Der Schein trügt“, sagen Albert Rohlmann, Vorsitzender des WLV-Kreisverbandes Steinfurt, und seine Stellvertreter Carsten Spieker und Benedikt Langemeyer. Die aktiven Landwirte aus Hörstel, Lienen und Mettingen kennen die Herausforderungen und drückenden Sorgen, die die landwirtschaftlichen Familienbetriebe im Herbst 2021 belasten.
„Die Erzeugerpreise sind auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Die Betriebe stecken in dauerhafter Existenznot. Seit Monaten wird in der Landwirtschaft kein Geld verdient. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Insbesondere die Schweine haltenden Betriebe denken über Alternativen bis hin zum Ausstieg nach“, macht Albert Rohlmann deutlich. Zukunftsperspektiven für die regionale Landwirtschaft? Fehlanzeige!
„Der Umbau von Tierställen nach höherem Tierwohlstandards, die Neuausrichtung der Betriebe, die Entwicklung einer eigenen Münsterland-Marke für unsere hier erzeugten Lebensmittel, die Direktvermarktung, die Suche nach neuen Standbeinen zum Beispiel als Erlebnishof, im Bereich des Tourismus oder als Energiewirt sind Wege, die einigen Bauernhöfen die einzelne Existenzen sichern können“, so Albert Rohlmann. „Immer mehr Betriebe verlieren aber aktuell den Mut und den Glauben an eine Zukunft und denken ans Aufhören.“
Die Politik im Kreis und in den Kommunen sei gefordert, die regionale Landwirtschaft zu stärken. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Münsterland als innovative Agrarregion“, betont Rohlmann. Im Kreis Steinfurt hänge jeder vierte Arbeitsplatz mit der Landwirtschaft zusammen. Das Agribusiness, der gesamte vor- und nachgelagerte Bereich vom Landhandel bis zum Stalleinrichter, vom Futtermittellieferanten bis zur Landtechnik, von Planungsbüros bis zu Bauunternehmen profitiert von den über 3000 aktiven landwirtschaftlichen Betrieben im Kreis Steinfurt. „Geht die Landwirtschaft, dann trifft das den gesamten ländlichen Raum“, so Rohlmann. „Seit Generationen sind wir Bauern hier fest verwurzelt. Mit unserer Arbeit haben wir die Münsterländer Parklandschaft geprägt.“ Das soll so bleiben – die blühenden Sonnenblumen an bestellten Feldern im Herbst gehören dazu.